E-Learning-Fortbildungen und kollaborative Methoden

Mit dem Abschluss von edulabs ist auch mein Vertrag bei der OKF ausgelaufen, bis das nächste Projekt startet, nutze ich die Zeit neben dem Reisen vor allem zum Lernen. Dabei interessiert mich besonders das IT-Projektmanagement. Ein “agiler”, zielorientierter Ansatz war bei der bisherigen Arbeit eigentlich selbstverständlich, jenseits der NGO-Welt werden zum Nachweis allerdings Zertifikate erwartet. Eine gute Gelegenheit also, neue Begriffe und Werkzeuge kennenzulernen, daher mache ich gerade eine “Digital Business Innovator”-Fortbildung bei dem Anbieter “Karrieretutor”, mit den Schwerpunkten PRINCE2, Scrum, Business Development und einiger explorativer Methoden wie Design-Thinking.

Die Fortbildungen werden als E-Learning angeboten; nachdem wir in den letzten Jahren viel über Methoden und Konzepte zeitgemäßer digitale Bildung diskutiert haben, finde ich es äußerst spannend, nun als Lernender die Methoden eines kommerziellen Anbieters zu erfahren.

Materialien, Tutorien und externe Prüfungen

Die Kurse bestehen jeweils aus drei Teilen: Materialien, Videos und Wissenstests absolviert man in einem LMS, dem Online-“Lernplatz” von avendoo. Den größten Teil des Materials eignet man sich also selbständig an, ich arbeite dabei am liebsten in Coworking-Spaces oder in der Berliner Staatsbibliothek, dort findet sich auch jede Menge Literatur zur Vertiefung.

Neben den Video-Kursen gibt es begleitend Tutorien, zu die zu festen Zeiten in einem Online-Call mit Adobe Connect stattfinden. Die Tutorien sind auf eine bestimmte Teilnehmerzahl begrenzt (meist unter 20), die Dozent*innen können während des “Unterrichts” innerhalb der Adobe-Umgebung verschiedene Module nutzen, etwa einen Chat für die Teilnehmenden, ein Fenster für Präsentationen oder kleine Multiple-Choice-Tests, die in der Gruppe diskutiert werden. Die Lehrenden bieten auch Sprechstunden an, falls sich weitere Fragen ergeben, auch gibt es im LMS Foren zur Vernetzung der Teilnehmenden. Für die Zertifikate gibt es dann externe Prüfungen, die man von zuhause ablegt. Diese werden von dem Anbieter PeopleCert durch ein “Online-Proctoring”-Verfahren mit Hilfe spezieller Software überwacht; während der Prüfung ist auch ein virtueller Prüfer (“Proctor”) dabei, der sich den Raum per Webcam zeigen lässt auf die Einhaltung der Regeln achtet.

Selbstgesteuertes Lernen, wenig Kollaboration

Die Mischung aus selbstgesteuerten Lernformaten und regelmäßigen Online-Tutorien kommt mir sehr entgegen, ich kann die Lernzeit flexibel planen und eine angenehme Umgebung wählen, in der Konzentration leichter fällt. Allerdings beobachte ich bei dieser Form der beruflichen Weiterbildung einiges, was sich verbessern lässt. Zumindest die Projektmanagement-Module sind sehr auf die Zertifikatsprüfung ausgerichtet, und da diese Prüfungen mit Multiple-Choice-Tests arbeiten, konzentrieren sich die Kurse ebenfalls auf dieses Format. Die Tutorien können dies ein wenig ausgleichen, indem Praxisbeispiele besprochen werden. Ohne vorherige Praxiserfahrung ließen sich diese aber schwer nachvollziehen.

Der Austausch zwischen den Teilnehmenden und kooperative Lernformate könnten ebenfalls viel mehr Raum einnehmen. In mehreren Telekonferenz-Anwendungen wie zum Beispiel Zoom1 gibt es die Möglichkeit, sogenannte “Breakout-Rooms” zu schaffen. Damit lassen sich kleinere Lerngruppen bilden, die in einem kurzen Zeitblock eine Aufgabe diskutieren oder zusammen eine Lösung entwickeln. Damit ließen sich das Projektmanagement-Wissen vertiefen, da weitaus mehr Wissen zu aktivieren ist, wenn man andere Teilnehmende z.B. von etwas überzeugen möchte. Mit Gruppen- oder Peer-to-Peer-Formaten ließe sich vor allem der Anteil der Sprechzeit vergrößern, die jedem Teilnehmer während des Tutoriums zur Verfügung steht: Wenn mehrere Kleingruppen zugleich diskutieren ergeben sich höhere Redeanteile für alle, als wenn immer nur eine einzelne Konversation zwischen Dozent und Teilnehmern stattfinden.

Im Bereich der E-Learning-Software hat sich in den letzten Jahren viel getan und gibt auch methodisch viele Möglichkeiten, kollaborative und kooperative Elemente in die Lernangebote einzubauen. In den nächsten Wochen stelle ich dazu einige Ideen zusammen. Und wenn ihr damit schon Erfahrungen habt, freue ich mich über eine Nachricht.

  1. Die Software Zoom kann ich aktuell nur sehr eingeschränkt empfehlen, da sie unsichere Zugänge installiert. Bis das Problem behoben ist, sollte man auf eine Installation verzichten und sich lediglich über die Webseite oder per Telefon einwählen.