Kinderbücher in einer Prager Buchhandlung

Die Wahlurnen zur Bundestagswahl 2013 sind noch eine Stunde geöffnet, die ersten Hochrechnungen werden um 18 Uhr erwartet. Wie alle Ereignisse mit kurzfristigen Wendungen eignen sich besonders Wahlen für neue Formate: Wer sich informieren möchte, findet neben zahlreichen Life-Tickern auch Angebote des Datenjournalismus, allen voran das Wahl-Portal von Google. Eigentlich ließe sich all dies getrost ignorieren. Warum ist es so interessant, die Entwicklungen zu verfolgen?

Nach der Abgabe der eigenen Stimme, lässt sich nichts mehr beeinflussen, und bis sich die Wahl auf den Alltag auswirkt, wird einige Zeit vergehen. So betrachtet, handelt es sich um irrelevante Informationen. Um es mit einem Bild aus der Akustik zu beschreiben; das Verhältnis von „Signal“ und „Rauschen“ ist hier zugunsten von Störgeräuschen verschoben. Von der Perspektive der Informationsqualität her betrachtet, ist Wahlberichterstattung am Wahltag ähnlich gehaltvoll wie eine Liveübertragung des Eurovision Song Contest.  Was macht die Wahlberichterstattung so spannend?

Blick auf die Gleise

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Im Gegensatz einer Schlagerparade ist die Wahl langfristig relevant, auch wenn die Entscheidung sich für viele Beteiligte zwischen Raute und Mittelfinger bewegt. Die Situation ähnelt dem Blick ins Fahrerhaus während einer Bahnfahrt:  Der Weg lässt sich nicht ändern, der Blick voraus gewährt jedoch die beruhigende Illusion der Kontrolle. Hier wird Gegenwart entschieden und gestaltet, vielleicht auch ihre Gestaltung weiter vermieden; jedenfalls war man mit allem Optimismus dabei. Ich bin gespannt und freue mich auf einen bewegten Abend.